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Gegen die Verharmlosungsstrategien

12.10.2013 | Allgemein

Zuletzt vom Geothermiekraftwerk Insheim ausgehende Erdbeben haben nicht nur die Bewohner großer Teile der Südpfalz in Angst und Schrecken versetzt, sondern auch zu zahlreichen Schadensmeldungen geführt. In der Berichterstattung ist verharmlosend stets nur von „kleineren“ oder „leichten“ Beben die Rede. Die Landesregierung, insbesondere Energieministerin Lemke, hat es nach dem letzten Insheimer Erdbeben noch nicht einmal für nötig befunden, sich zu dem Beben zu äußern, geschweige denn, Kontakt mit den Betroffenen aufzunehmen.

Richtig ist zwar, dass, global betrachtet, ein tektonisches[1] Erdbeben der Magnitude 2 keinen Seismologen vom Hocker reißt. Wir verkennen auch nicht, dass die bislang in der Südpfalz verursachten Erdbeben mit größeren Schadbeben, wie etwa in Norditalien oder gar Haiti, nicht vergleichbar sind. Hier in der Südpfalz haben wir es jedoch mit geothermieinduzierten oberflächennahen Erdbeben nicht unerheblicher Intensität zu tun.

Wir verwahren uns daher entschieden dagegen, dass die durch die Tiefengeothermie und damit unnötig induzierten Erdbeben von Politik und Betreibern in der Hoffnung, die Bürger würden sich schon mit der Zeit an die Beben gewöhnen, verharmlost werden.

Ein induziertes Erdbeben findet in der Regel oberflächennah statt. Je näher das Hypozentrum[2] des Bebens an der Erdoberfläche liegt, desto größer ist in der Regel seine sogenannte Intensität. Mit dem Grad der Intensität werden sowohl Wahrnehmbarkeit als auch Schadenswirkungen bewertet. Hierbei kann man – in etwa – sagen, dass ein oberflächennahes Erdbeben ohne weiteres eine um ca. zwei Stufen höhere Intensität haben kann als ein Tiefbeben gleicher Magnitude. Führt ein Tiefbeben der Magnitude 2 z. B. zu einer Intensität von IV, dann könnte sich also ein oberflächennahes Beben der Magnitude 2 unter Umständen ohne weiteres an der Erdoberfläche mit einer Intensität von VI auswirken, was bereits ohne weiteres Gebäudeschäden nach sich zieht, wie wir sie hier in der Südpfalz bereits erlebt haben. In von Politik und Wirtschaft lancierten Pressemeldungen über induzierte Erdbeben werden diese Zusammenhänge praktisch durchweg verschwiegen.

Wir verwahren uns daher ausdrücklich gegen jedweden Versuch der Verharmlosung von geothermieinduzierten Erdbeben.

  • Menschgemachte Erdbeben sind inakzeptabel
  • Erdbeben, die zu Angst in der Bevölkerung führen, sind inakzeptabel
  • Erdbeben, die Schäden verursachen können, sind inakzeptabel
  • Erdbeben, die die Bevölkerung erschrecken, verängstigen oder gar Schäden verursachen, sind weder „klein“ noch „leicht“
  • Die Südpfalz und andere besiedelte Gebiete sind keine Versuchslabore
  • Politiker, die sich trotz der Angst der Menschen nicht aktiv für die Beendigung der Tiefengeothermie einsetzen, sind inakzeptabel

Daher ist auch die Fortführung der Tiefengeothermie inakzeptabel. Politiker, die dies nicht verinnerlichen, sollten umgehend gefeuert werden.


[1] Erdbeben natürlicher Genese im tiefen Untergrund nennt man tektonische Erdbeben

[2] Das Hypozentrum ist der Punkt im Untergrund, von dem das Erdbeben ausgeht