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Neue Erdbeben in Landau: Seismizität nicht beherrschbar

13.12.2010 | Allgemein

Noch keine vier Tage ist es seit der Veröffentlichung des Berichts der Expertenkommission her, da wackelte in Landau erneut mehrfach die Erde.

Die Erdbeben wurden am frühen Sonntagmorgen (12. Dezember 2010) vom rheinland-pfälzischen als auch vom baden-württembergischen Landeserdbebendienst aufgezeichnet, darunter eines mit Magnitude 2 in einer Tiefe von 3 km. Das Hypozentrum lag erneut inmitten von Landau.

Hierbei handelte es nicht um „Mikroseismizität“, wie solche Erdbeben verharmlosend oftmals von Seiten der Geothermielobby bezeichnet werden, sondern um auch an der Oberfläche deutlich spürbare Aktivitäten im Untergrund. Bezeichnenderweise wandten sich, wie aus einem Bericht der RHEINPFALZ vom heutigen Tage hervorgeht, nicht etwa die aus Sicht der Betreiber und der Landesregierung „üblichen Verdächtigen“ an ihre Lokalzeitung, sondern Bürger „wie Du und ich“, die nach dem Zeitungsbericht in ihrem Bett durch mehrere Erschütterungen hin- und hergeschüttelt wurden bzw. das Krachen der Deckenbalken ihres Hauses wahrnahmen.

Die Empfehlung der Expertenkommission „Zur Begrenzung der Erdbebentätigkeit sollte die nicht spürbare Mikroseismizität im Umfeld der Geothermieanlage mit Hilfe von Seismometern genau beobachtet werden. Im Falle einer unerwünschten Zunahme der Seismizität kann dann frühzeitig die Fließrate in der Geothermieanlage reduziert werden.“, die in deren Bericht auf S. 4 wiedergegeben ist, scheint nicht wirklich umsetzbar zu sein. Denn die zutage getretene Seismizität war direkt und unmittelbar für die Landauer Bevölkerung wahrnehmbar, die von der Betreiberfirma in ihrer Presseerklärung vom 12.12.2010 dargestellte Druckreduzierung von 43 bar auf 35 bar erfolgte erst nach den Erdbeben.

Die neuerlichen Erdbeben machen den Bericht der Expertenkommission weitgehend zu Makulatur, denn es liegt nunmehr auf der Hand, dass deutlich wahrnehmbare Erdbeben plötzlich und unvermittelt auftreten können, ohne dass ein vorheriges rechtzeitiges Eingreifen möglich ist. Die Seismizität beim Betrieb tiefengeothermischer Anlagen ist – wie durch die Erdbeben bewiesen – nicht beherrschbar.

Die Erdbeben vom 12.12.2010 unterstreichen darüber hinaus unsere Forderung auf Abschaltung des Kraftwerks. Viel wirtschaftlichen Sinn dürfte der Weiterbetrieb des Kraftwerks nun auch für den Betreiber ohnehin nicht mehr machen, denn mit der Reduzierung des Drucks auf 35 bar – nach Angaben des Betreibers läuft das Kraftwerk jetzt (Stand: 12.12.2010) mit einer Leistung von nur noch 65% – wurde nun eine neue Schwelle markiert, über die wohl so oder so in Zukunft nicht mehr hinausgegangen werden sollte.

Eine weitere Verlängerung des Probebetriebs wäre aus unserer Sicht gegenüber der Bevölkerung nicht verantwortbar.