In einem am 23.08.2011 veröffentlichten Interview mit der RHEINPFALZ[1] nahm Energieministerin Lemke auch zur Geothermie Stellung: „Jetzt müssen wir uns daran gewöhnen, dass dieser Planet lebt, dass es seismische Bewegungen gibt“.
Jetzt wissen wir es: Im Untergrund herrscht reges Leben. Eine im tiefen Gestein bislang unentdeckt gebliebene Spezies sorgt dort dafür, dass die Erde bebt und unsere Häuser Schaden nehmen.
Schluss mit der Märchenstunde! Die seismischen Bewegungen, im Klartext Erdbeben, kommen von nichts, was im tiefen Gestein mit dem Begriff „Leben“ in Verbindung gebracht werden könnte. Die Erdbeben von Landau, Insheim und zuvor Basel waren nicht natürlicher Genese, sondern wurden von Menschen verursacht, die mutwillig in den tiefen Untergrund eingegriffen haben. Hieran vermögen auch die Worte der Ministerin, mit denen sie diese inzwischen allgemein anerkannte Tatsache zu beschönigen versucht, nicht hinwegzutäuschen.
Wir wollen uns an von Menschen gemachte Schadbeben nicht gewöhnen und wir werden dies auch nicht tun. Erst recht „müssen“ wir das nicht. Mit Worten wie „wir müssen … uns gewöhnen“ versucht die Ministerin, die Bevölkerung auf die Erdbeben einzustimmen und zu suggerieren, dass die Geothermie für den Energieumbau unverzichtbar sei. Der mündige Bürger „muss“ sich nicht an künstliche Erdbeben gewöhnen, erst recht muss und wird er dies nicht, weil der Energiewandel – wie es unter anderem bereits Experten aus dem früheren Umweltministerium RLP bestätigt haben – auch mit deutlich weniger riskanten Energiegewinnungsformen (z. B. Wind + Sonne + Speichertechnologie) und damit ohne Geothermie zu stemmen ist.
Ein breiter Energiemix ist nicht allein um seiner Breite willen gut. Risikoenergien sind daher aus dem Mix gänzlich auszuscheiden. Es hat sich bislang kein Experte gefunden, der definitiv ausschließen wollte, dass Tiefengeothermie an Häusern Schäden verursachen kann. Vielmehr besteht in der Fachwelt Einigkeit darüber, dass Tiefengeothermie Erdbeben unbekannter Größe auslösen kann[2].
Die Ergebnisse der letzten Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz waren nicht nur eine Entscheidung gegen Atomkraft, sondern im Schatten von Fukushima auch die Folge einer Neubewertung des Begriffs des Restrisikos, darüber hinaus eine Absage an Risikotechnologien schlechthin, sowie auch eine Absage an jegliche Basta-Politik gegen den Willen betroffener Bürger.
Wer sich beim Energiewandel nicht nur selbst unter Zeitdruck setzt, sondern dadurch auch die Bürger mit objektiv nicht zwingend erforderlichen Energiegewinnungsformen drangsaliert, muss sich nicht wundern, wenn er bei der nächsten Landtagswahl ein böses Erwachen erlebt.
[1] Ludwigshafener Rundschau Nr. 195 vom Dienstag, den 23. August 2011, Seite 4
[2] http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/68423/Protokoll_Expertenanhoerung_UM.pdf?command=downloadContent&filename=Protokoll_Expertenanhoerung_UM.pdf