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Erdbeben Geothermie St. Gallen (CH)

24.07.2013 | Allgemein

Im Zusammenhang mit dem Tiefengeothermieprojekt in St. Gallen kam es am Samstag, den 20. Juli 2013 um 5:30 Uhr (MESZ) zu einem Erdbeben der Magnitude 3,6 in 5 km Tiefe. Lokale Stationsmagnituden lagen teilweise deutlich über 4. Während es anfangs hieß, über Schäden sei „nichts bekannt“, liegen nach Angaben der NZZ inzwischen 77 Schadensmeldungen vor. Und ein Ende dürfte bislang nicht abzusehen sein. Anders als in Landau und Basel trat das St. Gallener Schadbeben, das sich durch eine Vielzahl von kleineren Beben im Vorfeld angekündigt hatte, nicht erst während Zirkulationstests oder beim laufenden Betrieb des Geothermieprojekts auf, sondern bereits unmittelbar nach der Bohrphase. Auf die Gefahr, dass es in jedem Stadium eines Tiefengeothermieprojekts, also auch während der Bohrphase, zu Erdbeben kommen kann, hatten Fachleute bereits vor Jahren hingewiesen.

Über die Ursachen rätseln die Experten noch. Denkbar ist z. B., dass die Scherspannung des Gesteinssystems, welches dann in Bewegung geriet, bereits so weit „aufgeladen“ war, dass bereits der zwecks Verhinderung des Gasaustritts erfolgte relativ geringe Flüssigkeitseintrag zum Versagen des Systems führen musste und dies das Beben ausgelöst hat. Das Dilemma war, dass man bereits zu einem früheren Zeitpunkt dort Seismizität verspürte und den Wassereintrag sodann hätte stoppen müssen, sich aber gezwungen sah, zur Verhinderung weiteren Gasaustritts weiterhin Wasser und schwere Bohrspülung ins Bohrloch einzupressen. Wenn, wie hier, bei einer technischen Anlage eine Situation eintreten kann, bei der dann nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera besteht, dann ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass die Technik bei weitem nicht ausgereift war, mit anderen Worten: ein solches Projekt nach unserer Auffassung überhaupt nicht genehmigungsfähig ist, und dass man überhaupt die Erde besser in Ruhe lässt statt sie anzubohren.

Da auch bei weiteren Geothermieprojekten nicht ausgeschlossen werden kann, dass die in der Tiefengeothermie tätigen Zauberlehrlinge auf Gas stoßen, kann sich ein solcher Vorfall jederzeit wieder ereignen, möglicherweise verbunden mit weit schlimmeren Folgen.

Unsere Auffassung, dass das Verhalten des tiefen Untergrund unvorhersehbar und unberechenbar ist und daher die Tiefengeothermie in der Nähe besiedelter Räume verboten werden muss, hat sich durch dieses weitere Geothermie-Desaster jedenfalls wieder einmal bestätigt.